Dadés und Todra-ein Erlebnis für sich

 
  In Boulmalne begeben wir uns zum Hotel „Soleil Blue" welches in unserem Reiseführer als kleines, nettes und billiges Hotel gepriesen wird. Die wenigen Zimmer, des malerisch über Boulmalne gelegenen Hotels sind leider von einer Gruppe französischer Motorradfahrer belegt, die eine private Ralley in Marokko veranstalten. So bleibt uns nur unser Zelt im Hof aufzuschlagen. Trotzdem wird es ein sehr netter Aufenthalt und wir legen noch einen Ruhetag ein um die Ausrüstung wieder fit zu machen. Von der schönen Dachterrasse des Hotels kann man einerseits weit in eine Wüstenebene blicken und andererseits die Gipfel des Atlas bestaunen. Erst am übernächsten Tag brechen wir zur Dadés-Schlucht auf. Die geteerte Straße schlängelt sich über ca. 20 km durch kleine Ortschaften bis wir den eigentlichen Eingang der Schlucht erreichen. Hier endet auch der Teer und eine steinige Piste beginnt. Die grandiosen Felsformationen, geformt von jahrtausenden und Unmengen von Wasser begleiten unseren Weg durch die Dadés-Schlucht. Besonders der Flußdurchbruch am Eingang wirkt absolut imposant und läßt uns großes erwarten. Die Landschaft wechselt von engen Felsdurchbrüchen über schöne Gärten bis hin zu verschlafenen Ortschaften die immer wieder unseren Weg säumen. Leider ist die Schlucht nicht sehr lang und so kommen wir recht bald an einen Aufstieg, der uns aus dem Tal führt, hoch über die Schlucht mit einem herrlichen Blick auf die hinter uns liegenden Ortschaften. Wir schlagen einen Weg ein, der uns hinüber zur Todra-Schlucht führt. Hier überqueren wir auch den höchsten Paß unserer Tour mit 2300. Hier stoßen wir auf ein Münchner Ehepaar, ebenfalls mit Motorrädern unterwegs. Nach kurzer Rast und einem netten Plausch geht’s weiter. Die Strecke verläuft zu Teil in ausgetrockneten Flußbetten welche sie zur Winterjahreszeit unpassierbar macht. Immer wieder geht es steil bergauf, durch schroffe Schluchten und steinige Flußtäler; vorbei ein sehr ärmlich lebenden Höhlennomaden. Schließlich erreichen wir eine Hochebene die uns zum Nördlichen Eingang der Todra-Schlucht führt. Doch vorher ist noch eine touristische Hürde zu nehmen; eine kleine Ortschaft mit sehr, sehr aufdringlichen Kindern. Die Gören haben schon am Eingang die Wegweiser-Steine so umgelegt, das man mitten in das Gassengewirr des Kaffs kommt. Dort stürmen sie dann dutzenderweise auf einen ein und wollen einem unbedingt den Weg weisen, gegen Bezahlung versteht sich. Nur mit Mühe und Not können wir uns ihrer erwehren und finden mit etwas Anstrengung das Ortsende. Kurz darauf kommen wir in die Schlucht. Eigentlich ist die Straße durch die Todra-Schlucht nur ein Flußbett und dementsprechend werden wir durchgeschüttelt. Je weiter wir hineinkommen desto höher und beeindruckender werden die Wände. Die Nachmittagssonne brennt unerbärmlich auf die roten Felsen und läßt uns ganz schön schwitzen. Wir brauchen eine geraume Zeit bis wir auch hier durch sind und erreichen so erst am Spätnachmittag den Ausgang. Hier ist jede Menge touristisches Fußvolk unterwegs. An einer Stelle müssen wir dann auch noch etwa 100m dem Flußbett folgen. 20cm Wasser und sehr weicher Kiesuntergrund machen daraus kein Vergnügen, allerdings nur weil etwa 100 Touristen ein Auge auf uns haben und ein „Umkipper" unglaublich peinlich wäre. Wir meistern jedoch die Situation und kommen und den absolut beeindruckenden Eingangsbereicht der Schlucht an dessen Grund sich ein kleines Kaffeehaus an den Felsen schmiegt. Die Felswände ragen jetzt ca. 100m über uns hinaus und wir sind regelrecht erschlagen von dem Anblick. Jetzt noch eine betonierte Wasserdurchfahrt und wir sind durch. Nach ca. 5km erreichen wir den Campingplatz „Atlas" wunderschön zwischen Palmen und Felsen gelegen. Kurz nach uns treffen auch die Münchner ein und bei einem guten Abendessen unterhalten wir uns ausgiebig. Die Münchner sind in Sachen Gepäck das krasse Gegenteil von uns. Die haben nicht mal die Hälfte an Gepäck wie wir dabei. Die geizen wirklich mit jedem Gramm. Wir finden das ja schon ein bischen übertrieben auch wenn wir uns eingestehen, das daß ein oder andere Teil unserer Ausrüstung ruhig daheimbleiben hätte können. Bei Anbruch der Nacht kommt eine luxemburgische Motorradgruppe an; vielleicht sollte ich sagen Motorradverrückte. Auch diese Jungs machen eine Ralley durch Marokko. Sie bekommen allerdings einen Schock als ihnen unser Münchner Freund erzählt, das er mit seiner Frau (die erst seit wenigen Monaten den Motorradschein hat!!!) das Erg Chebby durchquert hat. Einige von den Materialmäßig toll ausgerüsteten Luxenburgern mußten dieses Vorhaben vorzeitig aufgeben. Über die ungläubig mit den Köpfen schüttelden Luxenburger lächelnd gehen wir ins Bett.

 

 
  Nächstes Kapitel: Durch den Hohen Atlas Richtung Heimat