Durch den Atlas in die Wüste

 
 

Ausgeruht geht es heute weiter Richtung Sahara. Die Sonne scheint glücklicherweise wieder und wir brechen schnell auf. Nach ca. 30 km schlagen wir kurz nach Guercif Südkurs ein, direkt der Wüste entgegen. Die Landschaft wandelt sich zusehends von ihrem am vorherigen Tag noch grünen Bild in eine karge Steinwüste. Es sind auch nur noch vereinzelt kleine Dörfer anzutreffen, die sich in Bodensenken schmiegen.

So fahren wir zügig auf der relativ guten Teerstraße entlang. Nach zwei Stunden baut sich rechts von uns langsam der mittlere Atlas auf. Links erheben sich aus der vorher ebenen Steinwüste immer mehr sehr hübsch anzusehende Tafelberge. Und da sind sie endlich, unsere ersten Oasen, welche sich an kleinen Flussläufen entlang der Atlas-Ausläufer entlang schlängeln. Wir machen sofort einen Abstecher in einen so verlockend aussehenden grünen Flecken. Der Schock folgt auch sofort. Die von fern so schön anzusehenden Oasen, sind übel riechende schmutzige kleine Siedlungen, nicht das romantische Hollywood Klischee dass wir im Kopf hatten. Das ist zumindest unser vorerst sehr hartes Urteil (im laufe der kommenden Wochen änderte sich diese Ansicht dann allerdings). Also verlassen wir fluchtartig die kleine Oase. Auf den Schrecken genehmigen wir uns erstmal eine Mittagspause. Schnell merken wir wie nahe wir der Wüste schon sind und verkriechen uns, vor der Sonne schutzsuchend, im schmalen Schatten den unsere Maschinen auf den rissigen Boden werfen. Entsprechend kurz fällt dann auch die Pause aus und wir genießen es den Fahrtwind wieder um die Nase zu spüren, zumindest für kurze Zeit. Denn kurz darauf erwartet uns die nächste Berührung mit den eigentümlichen Sitten des Landes. Ein kleiner Transporter, der vor uns auf der Straße fährt hat ein Schaf auf dem Dach liegen. Der extreme Verwesungsgeruch des Tieres lässt uns nach kurzer Zeit fast das karge Mittagessen hochkommen. Ein weiter Punkt der unsere Einstellung zu diesem Land auf den absoluten Nullpunkt dieser Reise fallen lässt. Doch das ist alles nach kurzer Zeit in dieser grandiosen Landschaft wieder vergessen. Im Atlas braut sich mittlerweile ein Gewitter zusammen, welches seine Wolken bedrohlich in unsere Richtung schiebt. Es ist ein faszinierendes Schauspiel in einer sonnendurchfluteten Landschaft zu fahren und rechts neben sich tobt ein sehr bedrohlich anzuschauendes Gewitter über den Bergen. Schließlich gelingt es uns dem Regen zu entkommen. Stunden später müssen wir jedoch Schutz vor einem vorübergehenden Schauer in einem Qued (vorübergehend ausgetrocknetes Flussbett) suchen. Wären wir weitergefahren, hätte uns ein Platzregen voll erwischt. Wieder mal Glück gehabt. Dann, mitten in der Wüste steht eine Polizeistreife. Die beiden armen Kerle wurden hier mitten in der Einsamkeit abgesetzt und müssen den ganzen Tag in der glühend heißen Sonne Fahrzeuge kontrollieren. Da sich die beiden anscheinend langweilen winken sie uns heraus (bei den vielen vorhergehenden Kontrollen wurden wir immer durchgewunken). Die Konversation stellt sich als sehr kompliziert da, da wir kaum französisch sprechen und die beiden, wie zu erwarten kein englisch. Mit großartigen Gesten und unter Gelächter erklären wir den beiden unsere Route die wir fahren wollen. Nach großem Händeschütteln verabschieden wir uns von den beiden armen Kerlen und setzen die Tour fort. Da sich der Abend rasch nähert setzen wir als Ziel einen Campingplatz in Midelt, einer kleine Stadt im Mittleren Atlas. Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir den Platz der sich als sehr einfach aber auch sehr billig (2,50 DM für uns und die Motorräder zusammen) erweist. Da wir die einzigen Gäste sind platzieren wir uns mitten hin und kochen unser Abendessen.

Mit Blick auf die schneebedeckten Gipfel des Mittleren Atlas wachen wir am nächsten morgen kurz nach Sonnenaufgang auf. Nach kurzem Frühstück und Tankstop sind wir wieder unterwegs. Es geht eine Serpentinenstraße hinauf in eine wunderschöne Hochebene mit beeindruckenden Tafelbergen, welche sich links und rechts erstrecken. Man hat das Gefühl irgendwo in Arizona unterwegs zu sein. Hier sehen wir auch in den vereinzelt auftauchenden kleinen Ortschaften die ersten Kasbahs, die Wahrzeichen Marokkos. Da wir mittlerweile gelernt haben, das man eine Pause am besten abseits der Straße macht; versteckt im Gelände und somit meist unbelästigt von Neugierigen Kinder, fahren wir über eine kaum sichtbare Piste auf hinter einige kleine Hügel. Doch falsch gedacht, schon kurz nach unserem Halt kommt ein Junge auf uns zu (wie die uns bloß immer finden). Der latscht doch tatsächlich nur mit Badelatschen bekleidet durch diese scharfkantige Geröllandschaft. Die blutigen Wunden an seinen Füßen sind der Tribut, den er hierfür zahlen muss. Mit Händen und Füßen erklärt er uns, dass er uns seine kleine Stadt ca. 5km entfernt zeigen möchte, gegen Bezahlung versteht sich. Dankend lehnen wir ab, da das heute nicht unser Ziel ist durch eine kleine unscheinbare Stadt zu stapfen. Er lässt sich auf einem Felsen nieder und beobachtet uns ausgiebig. Also gut dann keine Mittagspause, die Motorräder angeschmissen und weiter zurück auf die Straße. Immer wieder schlängelt sich die Straße durch enge Canyons durch die ebenfalls kleine Flüsse fließen. An deren Ufern sieht man immer wieder kleine Palmgärten und Oasen. Die Anblicke, die sich immer wieder bieten, lassen an den Grand Canyon denken. Am frühen Nachmittag schließlich schlängelt sich die Straße hinunter auf eine große Ebene zu. Somit hätten wir den Mittleren Atlas durchquert und sind an der nördlichen Grenze der berühmten Sahara angekommen. Zwischen den letzten Ausläufern des Atlas liegt ein kleiner Stausee der im krassen Gegensatz zu der hier immer trockener werdenden Gegend steht.

 
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